Wie eng sich Robotik, Automatisierung und künstliche Intelligenz inzwischen verzahnen, zeigt Fanuc auf der automatica 2025 mit einem breiten Spektrum an Neuentwicklungen. Es geht nicht nur um höhere Traglasten oder schnellere Bewegungen – sondern darum, wie Systeme schlauer, flexibler und zugleich einfacher bedienbar werden.
Ein zentrales Exponat ist der Palettierer M-410. Ausgelegt auf Lasten bis zu 800 Kilogramm bei einer Reichweite von etwa 3,20 Metern, richtet sich das System an die Schwerlastlogistik. Die Besonderheit liegt allerdings weniger in der Mechanik, sondern vielmehr in der Steuerung: Mit der neuen A-50 und der Integration des Standard Robot Command Interface (SRCI) lässt sich der Roboter direkt aus dem Siemens TIA Portal heraus ansteuern.
Programmierkenntnisse aus der klassischen Roboterwelt sind dafür nicht zwingend nötig. Wer sich in SPS-Programmierung auskennt, kann den Roboter problemlos konfigurieren. Gerade für Betriebe ohne eigene Roboter-Spezialisten eröffnet das völlig neue Möglichkeiten.
Ein weiteres Thema, das Fanuc aufgreift, ist die zunehmende Rolle von KI bei der vorbeugenden Wartung. In einer eigenen Applikation wird gezeigt, wie sich Roboter im Verbund permanent überwachen lassen. Das System erkennt frühzeitig Verschleiß oder drohende Ausfälle, noch bevor es zu einem Produktionsstopp kommt.
Geplant wird gewissermaßen präventiv — Ausfallzeiten können so nahezu vollständig vermieden werden. Dieses „Zero Downtime“-Konzept, unterstützt durch KI-gestützte Analyse, gewinnt in der Industrie zunehmend an Bedeutung.
Neben der A-50 zeigt Fanuc auch die neue R-50iA Steuerung. Sie bringt zusätzliche Leistungsreserven, weiterentwickelte Bildverarbeitungsfunktionen und einen integrierten Energiesparmodus. Das Thema Cybersecurity wurde ebenfalls konsequent weiterentwickelt, was angesichts zunehmender Vernetzung in vielen Produktionen ein kritischer Faktor geworden ist.
Ergänzt wird die Steuerung durch ein neu konzipiertes Teach Pendant: 40 Prozent leichter, mit verbesserter Haptik und noch intuitiverer Bedienbarkeit. Wer seine Roboter lieber aus der Ferne konfigurieren möchte, kann dies über das Remote Motion Interface erledigen. Fanuc bietet damit vielfältige Optionen, um den Einstieg in die Roboterprogrammierung noch flexibler zu gestalten.
Um Kunden bei der Integration dieser Technologien bestmöglich zu unterstützen, betreibt Fanuc in Neuhausen ein umfassendes Schulungszentrum. Neben modern ausgestatteten Trainingsräumen stehen rund 80 Gästehausplätze sowie ein Hotel zur Verfügung.
Von den Grundlagen der Roboterbedienung bis hin zu komplexen Aufbauschulungen wird hier das gesamte Portfolio praxisnah vermittelt. Ergänzend dazu bietet Fanuc mit den Online-Formaten der „TechTrends“-Reihe regelmäßige Webinare an, die technische Entwicklungen verständlich aufbereiten und vertiefen.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den kollaborativen CRX-Robotern, die speziell für die Lebensmittelindustrie konzipiert sind. In den Achsen wird lebensmitteltaugliches Fett verwendet, die Roboter erfüllen sämtliche branchenspezifischen Zertifizierungen. Dank integrierter Kraft- und Menschensensorik reagieren sie sofort auf äußere Einflüsse und stoppen bei Berührung automatisch.
Zur Veranschaulichung zeigt Fanuc ein praxisnahes Szenario aus der Lebensmittelverarbeitung: Hier wird gemeinsam mit Partnerunternehmen wie Bizerba, ViscoTec, Schmalz und dem Anlagenbauer Kilivations demonstriert, wie Brötchen automatisiert belegt werden. Der Mensch platziert die Brötchen und drapiert Salatblätter sowie weitere Zutaten, während der Roboter dosiert Remoulade aufträgt und weitere Belegarbeiten übernimmt.
Ein Detail sticht ins Auge: An den kollaborativen Robotern zeigt eine grüne Zustands-LED an, wann der sichere kollaborative Modus aktiv ist. Solche optischen Anzeigen schaffen Vertrauen in die Sicherheit der Zusammenarbeit. Auch das Zusammenspiel unterschiedlicher Technologiepartner zeigt exemplarisch, wie sich durch offene Schnittstellen komplette Linien automatisieren lassen – vom Schneiden bis zum Dosieren.
Die präsentierte Anwendung versteht sich als Messe-Showcase. Sie verdeutlicht die aktuellen Möglichkeiten, macht aber auch klar, dass sich solche Anlagen noch deutlich weiterentwickeln lassen. Durch den gezielten Einsatz von zusätzlicher Kameratechnik oder weiterführender KI könnten solche Linien perspektivisch noch stärker automatisiert werden. Vorerst dient die gezeigte Lösung aber als Eyecatcher und Gesprächsgrundlage – ein bewusst pragmatischer Ansatz, um den Kundennutzen anschaulich zu transportieren.
Besonders für mittelständische Betriebe, die sich bislang vor komplexen Automatisierungslösungen scheuten, eröffnet Fanuc hier einen niedrigschwelligen Zugang. Angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels werden solche flexiblen Systeme immer attraktiver: Sie entlasten bestehendes Personal, sichern gleichbleibende Qualität und ermöglichen es Unternehmen, auch mit knapper Personaldecke wettbewerbsfähig zu bleiben.
Abschließend verweist Fanuc auf die dynamische Entwicklung der letzten Jahre. Gerade die vergangenen zwei bis drei Jahre hätten gezeigt, wie rasant die Verschmelzung von klassischer Robotertechnik mit lernenden Systemen voranschreitet.
Was früher getrennte Welten waren – Mechanik hier, Software dort – wächst zunehmend zusammen. Intelligente Systeme analysieren Datenströme, passen Bewegungsabläufe selbstständig an und optimieren Prozesse fortlaufend. Die Automatisierung wird dadurch nicht nur effizienter, sondern auch robuster und anpassungsfähiger.