Galerie Schlichtenmaier rückt eine bedeutende Bildhauerin ins Zentrum

von Franziska Zuber - 2025-11-21

Die Galerie Schlichtenmaier widmet sich auf der Art Cologne dem Werk von Gerlinde Beck, einer Künstlerin, die das Verhältnis von Material, Form und Bewegung neu definierte. Ihre Skulpturen zeigen, wie Stahl – ein Werkstoff von großer Schwere und technischer Härte – zu einem Medium werden kann, das rhythmische Linien, tänzerische Ansätze und eine überraschende Eleganz hervorbringt.

Galerie Schlichtenmaier Stahlskulptur Bewegung und Tanz
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Stahlbildhauerei in Bewegung

Die Präsentation der Galerie Schlichtenmaier zeigt Gerlinde Beck als Künstlerin, die früh einen eigenständigen Weg innerhalb eines Bereichs beschritt, der lange männlich geprägt war. Beck, in Stuttgart geboren und an der Akademie der Bildenden Künste ausgebildet, fand ihre künstlerische Sprache im Zusammenspiel von Materialbeherrschung, abstrakten Formen und einer starken Hinwendung zu Bewegung.

Monument fuer Josephine Baker Kunst Statik Dynamik Gerlinde Beck

Anspruchsvolles Arbeiten mit Stahl und der Weg zur eigenen Form

Stahl galt jahrzehntelang als Werkstoff, dessen Bearbeitung große Kraft, technische Kenntnisse und Erfahrung erforderte. Umso bemerkenswerter ist die Selbstverständlichkeit, mit der Beck diesen Werkstoff für sich nutzte. Obwohl auf der Messe kleinere Skulpturen gezeigt werden, bleibt die physische Dimension des Metalls zentral. Becks Arbeiten entwickeln aus Masse und Materialwiderstand eine erstaunliche Leichtigkeit – ein Zusammenspiel, das ihr Werk eindrücklich prägt.

Galerie Schlichtenmaier rote Oeffnung der Stele Stahlbildhauerei

Verbindung von Statik und Dynamik – die Rolle der Stele

Ein Werk, das diesen Ansatz besonders klar sichtbar macht, ist Becks „Stele“. Die Stele ist als Form in der Bildhauerei uralt, geprägt von Vertikalität und Ruhe. Beck greift diese Tradition auf, bricht sie jedoch durch Öffnungen, Durchblicke und subtile Farbakzente auf. Ihre Stele zeigt, wie ein in sich ruhendes, traditionell geschlossenes Volumen plötzlich Raum freigibt, Licht einlässt und Bewegung andeutet. Die Verbindung von klassischer Stele und moderner Abstraktion demonstriert exemplarisch, wie Beck mit bildhauerischen Traditionen umging: Sie respektiert die Form, transformiert sie jedoch in eine zeitgenössische Sprache. Galerie Schlichtenmaier stellt diese Stele bewusst in den Kontext der anderen Arbeiten, weil sie zeigt, wie konsequent Beck die Grenzen eines überlieferten Formats verschob.

Stele Gerlinde Beck statische Bildhauerei

Das „Monument für Josephine Baker“ als Beispiel skulpturaler Bühnenästhetik

Ein herausragendes Werk dieser Auseinandersetzung ist das „Monument für Josephine Baker“. Beck übersetzt die Bühnenpräsenz der Tänzerin in eine abstrahierte Form, die nicht figurativ arbeitet und dennoch die Energie von Tanz sichtbar macht. Durch Linien, Volumen und dynamische Öffnungen vermittelt die Skulptur ein Gefühl von Rhythmus und körperlicher Spannung, das sich im Material fortsetzt. Galerie Schlichtenmaier zeigt ihre Werke als Beispiel einer Position, die den konstruktivistischen Ansatz des 20. Jahrhunderts weitergeführt hat. Stahl erscheint bei Beck nicht nur als strukturelles Element, sondern als Träger von Bewegung, Rhythmus und Raumwirkung. Ihre Skulpturen verbinden konstruktive Klarheit mit fließenden Bewegungsmotiven – eine Kombination, die ihr Werk nachhaltig geprägt hat.

Die Rolle von Farbe im skulpturalen Konzept

Ein markantes Element ihrer Arbeiten ist der gezielte Einsatz der Farbe Rot. In vielen Skulpturen taucht sie im Inneren auf und setzt optische Akzente, die den Raum im Innern der Form öffnen. Anders als bei klassischer Stahlplastik ist Farbe hier nicht Ergänzung, sondern Teil der skulpturalen Aussage. Sie führt den Blick tiefer in die Form hinein und verstärkt räumliche Bezüge. Becks Ausbildung in Stuttgart war prägend. Unter dem Einfluss von Lehrern wie Willi Baumeister entwickelte sie früh eine starke Bindung zur Abstraktion. Neben ihrer Tätigkeit als Bildhauerin entstand ein umfangreiches grafisches und malerisches Werk, das ihre Fähigkeit zur flächigen Komposition schärfte. Diese Grundlage zeigt sich auch in ihren Stahlplastiken, die oft wie räumlich geöffnete Zeichnungen wirken.

Galerie Schlichtenmaier Stahlskulptur Art Cologne 2025

Galerie Schlichtenmaier zeigt ein Werk von bleibender Bedeutung

Die Präsentation von Gerlinde Beck auf der Art Cologne macht deutlich, wie sie das Medium Stahl neu formte. Wer ihre Skulpturen betrachtet – sei es eine Kleinplastik, eine bewegliche Form oder ein Werk mit farbigem Innenraum – erlebt eine Künstlerin, die Materialgrenzen verschoben hat und bis heute Maßstäbe setzt.