Die Galerie Hoffmann widmet dem Kölner Künstler Martin Willing einen Sonderstand, der seine außergewöhnliche Verbindung von Kunst und Physik sichtbar macht. Willings Skulpturen sind fein austarierte Gebilde, die zwischen Stabilität und Labilität oszillieren – sie reagieren auf Luftbewegungen, auf Licht, auf den Raum selbst. Aus präziser Berechnung entsteht eine stille, poetische Bewegung, die Betrachterinnen und Betrachter in ihren Bann zieht.
Martin Willing gilt als Grenzgänger zwischen Wissenschaft und Kunst. Seine Arbeiten beruhen auf physikalischen Prinzipien, die er in formale Ästhetik überführt. Die Grundidee seiner Skulpturen ist der „sich in den Raum windende Stab“ – eine Linie, die Bewegung, Spannung und Raum gleichermaßen erfahrbar macht. Jede Arbeit sucht das Gleichgewicht zwischen Stabilität und Schwingung, zwischen statischer Form und lebendiger Bewegung.
Auf der Art Cologne zeigt die Galerie Hoffmann Werke wie den „Großen Schaukler“ und das „Schlängelnde Band“. Beide Skulpturen sind Beispiele für Willings präzise erforschte Mechanik. Der „Große Schaukler“ reagiert bereits auf kleinste Luftveränderungen – etwa, wenn ein Fenster geöffnet wird. Das „Schlängelnde Band“ zieht sich spiralförmig nach oben, beginnt sanft zu schwingen und lässt Licht und Schatten über seine Oberfläche gleiten. Diese Bewegung entsteht nicht durch äußeren Antrieb, sondern allein durch die physikalische Spannung im Material.
Willings Skulpturen bestehen meist aus Aluminium, Edelstahl oder Titan. Diese Metalle ermöglichen eine präzise Abstimmung von Elastizität und Festigkeit. Nur im exakten Grenzbereich zwischen beiden Eigenschaften entsteht die gewünschte langsame, fast meditative Bewegung. Die Werke leben von diesem Moment der Balance – einer Spannung, die weder ruht noch kippt.
Ein faszinierender Aspekt in Willings Schaffen ist seine Zusammenarbeit mit Materialherstellern. Firmen entwickeln spezielle Metalllegierungen und stellen sie dem Künstler zur Verfügung, um sie künstlerisch zu erproben. Im Gegenzug liefert Willing fundierte Erkenntnisse über deren Verhalten, die wiederum in die Forschung einfließen. So entsteht ein wechselseitiger Austausch zwischen Kunst und Wissenschaft – eine Symbiose, die seine Arbeit einzigartig macht.
Die Präsentation bei der Galerie Hoffmann verdeutlicht, dass Bewegung in Willings Werk kein Effekt, sondern Essenz ist. Seine Skulpturen verändern sich mit dem Licht des Tages, mit Wind und Temperatur.