Die MINT Galerie zeigt Skulpturen des Berliner Bildhauers Stefan Rinck, dessen Werke mythische Symbolik, feinen Witz und meisterhafte Steinbearbeitung vereinen. Mit seiner unverwechselbaren Handschrift zählt Rinck zu den prägenden Stimmen der zeitgenössischen Bildhauerei – seine Figuren verbinden Intellekt, Handwerk und Humor zu einer kraftvollen, eigenständigen Sprache.
Stefan Rincks Figuren entstehen aus einer geistigen Auseinandersetzung mit Kulturgeschichte und Symbolik, zugleich aus dem körperlich intensiven Prozess der Steinbearbeitung. Rinck versteht Stein nicht nur als Material, sondern als Partner. Jede Arbeit entwickelt sich organisch aus dem Block – durch Reaktion auf Farbe, Struktur und Widerstand des Gesteins.
Charakteristisch für Rincks Skulpturen ist ihr figürliches Vokabular: Tiere, Fabelwesen und Mischgestalten, die menschliche Züge tragen. Mal ziert ein Hut das Haupt eines Löwen, mal raucht ein krokodilartiges Wesen eine Zigarette. Diese ironischen Details verleihen seinen Figuren Menschlichkeit und Witz – zugleich wirken sie wie Fabeln in Stein. Hinter dem Humor verbirgt sich eine tiefere Ebene: Die Tiere erscheinen als Schwindler, die sich menschliche Eigenschaften aneignen, um „mehr zu sein“. So entsteht ein spielerischer Kommentar auf gesellschaftliche Rollenbilder und menschliche Eitelkeit.
Rincks handwerkliches Können zeigt sich in seiner virtuosen Beherrschung verschiedener Gesteinsarten. Er arbeitet mit Sandstein, Diabas und Marmor – Materialien, die jeweils eine eigene Sprache besitzen. Diabas etwa erlaubt polierte Flächen, die im Wechsel mit matten Partien eine außergewöhnliche Tiefe erzeugen. Sandstein wirkt weich und erdig, Marmor edel und kühl. Für die MINT Galerie hat Rinck eine Trilogie aus diesen drei Steinen geschaffen: ein krokodilartiges ägyptisches Fabelwesen aus Sandstein, einen Matrosen aus Diabas und einen Donnergott mit Hut aus Marmor. Jede Figur trägt den Witz und die handwerkliche Raffinesse, die Rincks Werk auszeichnen.
Stefan Rinck ist längst über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Seine Skulpturen waren jüngst vor dem Grand Palais in Paris zu sehen, außerdem auf der Amsterdam Sculpture Biennale. In Kürze wird er in der Pinakothek der Moderne in München seine erste Soloausstellung zeigen – ein weiterer Beleg seiner musealen Relevanz.
Rincks Werke sind nicht auf den Ausstellungsraum beschränkt. Ob im Innenraum oder im Freien platziert – der Stein verändert sich mit der Zeit, entwickelt Patina, und lässt die Figuren altern wie Lebewesen. Dieser Prozess verleiht den Arbeiten Tiefe und Authentizität. Seine Skulpturen laden dazu ein, sich mit ihnen zu umgeben, sie im Garten, auf der Terrasse oder im Wohnraum wirken zu lassen – als bleibende Begleiter, die sich über Jahre weiterentwickeln.
Mit der Präsentation von Stefan Rinck zeigt die MINT Galerie, dass Humor, Mythologie und meisterhaftes Handwerk in der zeitgenössischen Bildhauerei eine kraftvolle Einheit bilden können. Seine Werke verbinden das Spielerische mit dem Philosophischen – und beweisen, dass auch Stein lebendig sein kann.