Galerie Kornfeld zeigt Jay Gard – Skulpturen zwischen Ornament, Material und Raum

von Miriam Kollmar - 2025-11-16

Die Galerie Kornfeld begleitet die Arbeit des Künstlers Jay Gard seit mehreren Jahren und präsentiert zentrale Positionen seiner skulpturalen Werkentwicklung. Gard verbindet kunsthistorische Vorlagen, architektonische Formprinzipien und zeitgenössische Symbolik zu einer eigenständigen Sprache, die sowohl im Innenraum als auch im öffentlichen Raum Präsenz gewinnt.

Galerie Kornfeld zeigt gelbe Aluminiumskulptur Jay Gard
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Jay Gard: Herkunft, Arbeitsfeld und langfristige Zusammenarbeit

Jay Gard stammt aus Halle an der Saale und hat sich in den vergangenen Jahren als eigenständige Stimme innerhalb der zeitgenössischen Skulptur etabliert. Die Galerie Kornfeld arbeitet seit zwei bis drei Jahren mit ihm zusammen und hat mehrere große Projekte begleitet. Zu den sichtbaren Ergebnissen dieser Zusammenarbeit zählt die Beteiligung an der europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz 2025, wo die monumentale Skulptur Plywood mit rund zwölf Metern Höhe präsentiert wurde. Gards Werk besitzt eine starke räumliche Ausrichtung: Viele Arbeiten entstehen im Kontext von Kunstbau, öffentlichen Installationen und architekturbezogenen Projekten.

Jay Gard ornamentale Skulptur Ribbon

Ribbon-Werkreihe: Formbildung aus ornamentaler Herkunft

Mit der Skulptur Ribbon setzt Gard eine Werkgruppe fort, deren Ursprung in der Idee der Schleife liegt. Die Schleife dient ihm nicht nur als formale Ausgangslinie, sondern als Verbindung zwischen Ornamentgeschichte und zeitgenössischem Symbolgebrauch. Gards Methode basiert auf einem präzisen Verfahren: Ornamente aus alten Meisterrahmen oder kunsthistorischen Vorlagen werden isoliert, extrahiert und in abstrakte räumliche Figuren übertragen. Aus einzelnen Linien entstehen geschwungene Volumen, die in Aluminium neu formuliert werden. Diese Transformation macht die Herkunft erkennbar, ohne sie wörtlich zu übernehmen – ein Ansatz, der sich durch viele seiner Arbeiten zieht.

Skulptur aus Aluminium in der Fertigung und als modulare Konstruktion

Ribbon wird aus Aluminium gefertigt, pulverbeschichtet und anschließend zu einer geschlossenen Form verschraubt. Die Skulptur besteht aus mehreren Segmenten, was transporttechnische Gründe hat, aber auch aus Gards Arbeitsweise hervorgeht. Der Prozess beginnt fast immer im Kleinen: Miniaturen aus Karton oder Pappe dienen als frühe Modelle. Aus ihnen wird die spätere Größe entwickelt, die je nach Projekt stark variieren kann. Viele Arbeiten erreichen Höhen von zwei Metern, andere – wie jüngst im Skulpturenpark in Schweden – fünf bis sechs Meter.

Jay Gard modulare Kunstskulptur Sockel

Farben und kollektive Einflüsse auf Jay Gards Skulpturen

Farben spielen in Gards Werk eine zentrale Rolle. Oft stammen sie aus der unmittelbaren Umgebung der historischen Vorlage oder aus Farbkreisen, die der Künstler zuvor entwickelt hat. Im Skulpturenpark Oschwand waren beispielsweise farbige Felder und Kreise zu sehen, die später in anderen Werkgruppen wieder auftauchen. Innerhalb der Ribbon-Serie existieren Arbeiten, die eine deutliche symbolische Ebene öffnen. Eine pinkfarbene Version verweist auf die bekannte AIDS-Schleife – ein Verweis, der bewusst mit kollektiven Assoziationen spielt. Pink gilt einerseits als klischeebehafteter Ton, andererseits als identitätsstiftender Farbcode bestimmter Communities, die historisch mit HIV verknüpft waren. Gard nutzt solche Spannungen, ohne sie plakativ auszuspielen, vielmehr als Teil eines reflektierten formalen Vokabulars.

Maße, Dimensionen, Gewicht und Standortfragen

Die gezeigte Arbeit misst rund 2,10 bis 2,20 Meter und bringt je nach Sockel und Materialstärke etwa 60 bis 80 Kilogramm auf die Waage. Aluminium hält das Gewicht vergleichsweise niedrig, während die Pulverbeschichtung eine langlebige Oberfläche erzeugt und gleichzeitig die Outdoor-Tauglichkeit der Skulptur sicherstellt. Der Sockel gehört als festes Werkteil zur Skulptur. Er ist stabil genug, um das Objekt ohne Verschraubung tragen zu können. Die technische Ausführung ermöglicht sowohl Innen- als auch Außenstandorte.

Galerie Kornfeld Art Cologne 2025

Galerie Kornfeld zeigt Werke zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Viele von Gards Arbeiten verknüpfen historische Formensprache mit gesellschaftlichen Themen der Gegenwart. Die Schleife fungiert dabei als Bindeglied – formal, erzählerisch und symbolisch. Das Zusammenspiel aus Ornamentgeschichte, persönlicher Interpretation und zeitbezogenen Bezügen führt zu einer Skulptursprache, die in der Galerie ebenso präsent wirkt wie im öffentlichen Raum.