Die bei Galerie Delaive präsentierte Skulptur aus dem Jahr 1991 gehört zu jenen Arbeiten von Niki de Saint Phalle, die abseits der ikonischen Nanas oft übersehen werden. Das Objekt erinnert in seiner Form an eine geschwungene Schlange und verbindet plastische Gestaltung mit einer überraschend funktionalen Idee.
In ihrem Atelier dienten mehrere dieser Figuren tatsächlich als Stühle, weil es dort kaum klassische Sitzmöbel gab. Besucher nahmen auf diesen Arbeiten Platz, ohne dass die Grenze zwischen Kunstwerk und Gebrauchsgegenstand scharf gezogen wurde.
Die gezeigte Figur stammt aus einer Phase, in der Niki de Saint Phalle längst international verankert war. Bekannt vor allem für ihre Nanas, entwickelte sie parallel Arbeiten, die weniger ikonisch, aber nicht minder charakteristisch sind. Das schlangenartige Objekt, das Galerie Delaive zeigt, gehörte ursprünglich zu einer kleinen Serie, die in ihrem Atelier funktional eingesetzt wurde.
Da sie kaum Stühle besaß, nutzten Besucher diese Figuren als Sitzmöbel. Die Verbindung aus formaler Eleganz und praktischer Nutzung verleiht dem Werk eine besondere Wirkung: Es ist Skulptur, Möbel und autobiografisches Objekt zugleich. Die schlangenähnliche Form verweist auf Beweglichkeit, Schutz und Transformation – Motive, die in vielen ihrer Arbeiten auftauchen.
In Frankreich war sie Teil einer neuen spirituellen Strömung, der auch Künstler wie Yves Klein zugeordnet werden. Innerhalb dieser Gruppe blieb sie die einzige Frau, die sichtbar als feministische Position auftrat. Viele empfanden ihre Arbeit als radikal, weil sie Rollenbilder hinterfragte und persönliche Erfahrungen offen in Kunst überführte.
Für jüngere Generationen bleibt sie eine wichtige Figur, die in einer männlich geprägten Kunstwelt konsequent ihren eigenen Weg verfolgte. Der Bezug zur Künstlerin kann bis heute persönlich berühren – besonders dann, wenn Menschen über familiäre oder biografische Geschichten mit ihrem Werk in Kontakt kommen.