Die Berliner Galerie Georg Nothelfer widmet ihr diesjähriges Skulpturen-Highlight auf der Art Cologne dem iranischen Künstler Mahdad Alizadeh. Seine Arbeiten aus gebranntem und teils glasiertem Ton vereinen Intuition, handwerkliche Präzision und eine unverkennbare Verbindung zum Boden. Besonders seine Skulptur Businessman zieht die Aufmerksamkeit auf sich – ein Werk, das Nähe, Materialbewusstsein und kulturelle Perspektive neu interpretiert.
Mahdad Alizadeh, in Teheran geboren und in Deutschland ausgebildet, arbeitet mit einer sinnlichen und zugleich kontrollierten Formensprache. Ton ist für ihn nicht nur Material, sondern Ausdruck eines tiefen Verständnisses von Erde und Herkunft. Seine Figuren, oft auf dem Boden platziert, wirken bewusst geerdet und stehen damit im Kontrast zur europäischen Tradition, Skulpturen auf Sockeln zu erheben. Diese Bodennähe verleiht seinen Werken eine körperliche Präsenz, die spirituelle wie kulturelle Aspekte verbindet. In ihr spiegelt sich eine Haltung, die aus der Nähe zur Natur ebenso entsteht wie aus einem bewussten Bruch mit Hierarchien der westlichen Kunstpräsentation.
Mit Businessman zeigt Alizadeh eine kleine Figur, deren Gesicht sich zwischen Abbild und Abstraktion bewegt. Die Konturen scheinen zu verschwimmen, als wolle die Figur den festen Rahmen der Darstellung verlassen. Der Künstler spielt mit dieser Ambivalenz – zwischen Kontrolle und Intuition, Struktur und Auflösung. Das Werk steht nicht auf einem Podest, sondern direkt auf dem Boden. Diese bewusste Entscheidung löst das traditionelle Verhältnis von Werk und Betrachter auf. Der Businessman begegnet dem Publikum auf Augenhöhe – ein Bruch mit gewohnten Hierarchien und ein Hinweis auf Gleichwertigkeit zwischen Kunst, Raum und Betrachter.
Charakteristisch für Alizadehs Arbeiten ist die Integration einfacher Materialien wie Holz und Metall, die häufig aus handwerklichen Umgebungen stammen. Der Sockel wird damit nicht als Träger, sondern als Bestandteil des Kunstwerks verstanden. Er verliert seine dienende Funktion und wird selbst zum Ausdruck von Erdung und Gleichheit. Die rohe Oberfläche, die sichtbaren Spuren der Bearbeitung und die Fragilität des gebrannten Tons schaffen eine Spannung zwischen Stärke und Verletzlichkeit. Diese Dualität zieht sich durch Alizadehs gesamtes Werk und zeigt seine Auseinandersetzung mit kulturellen und materiellen Grenzen.
Die Galerie Georg Nothelfer, bekannt für ihr feines Gespür für zeitgenössische und avantgardistische Positionen, stellt Alizadeh in einen Dialog zwischen Tradition und Gegenwart. Seine Arbeit steht exemplarisch für eine jüngere Generation von Künstlern, die handwerkliche Techniken neu denkt und in einen globalen Kontext stellt.