Mercedes-Benz GenH2 Truck – flüssiger Wasserstoff als Schlüssel für den Fernverkehr

Der Mercedes-Benz GenH2 Truck steht sinnbildlich für die Zukunft des emissionsfreien Straßengüterverkehrs. Das Fahrzeug basiert auf einem Brennstoffzellensystem von Cellcentric, dem Joint Venture von Daimler Truck und Volvo. Der Antrieb nutzt flüssigen Wasserstoff (LH₂) als Energieträger – ein Medium mit besonders hoher Energiedichte, das große Reichweiten und kurze Tankzeiten ermöglicht. Mit mehr als 1000 Kilometern pro Tankfüllung adressiert der GenH2 die typischen Anforderungen des Fernverkehrs, in dem Nutzlast, Reichweite und Verfügbarkeit entscheidend sind. Die Transportbranche steht vor einem Umbruch. Steigende Emissionsvorgaben und CO₂-Grenzwerte zwingen Hersteller und Betreiber gleichermaßen zum Umdenken. Während batterieelektrische Lkw für Kurzstrecken und innerstädtische Logistik geeignet sind, braucht der Fernverkehr eine andere Lösung. Genau hier setzt Mercedes-Benz mit der Brennstoffzelle an – einer Technologie, die hohe Leistung, große Distanzen und schnelle Betankung kombiniert.

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Cellcentric-Brennstoffzelle – Technologiezentrum des GenH2

Das Herzstück des GenH2 Trucks ist die Brennstoffzelle von Cellcentric. Sie wandelt Wasserstoff in elektrische Energie um und versorgt den Antrieb mit konstanter Leistung, auch bei langen Einsätzen und hohen Lasten. Die Systeme sind auf Langlebigkeit und Effizienz ausgelegt – entwickelt für Millionen von Straßenkilometern. Bereits seit 2021 laufen Prototypen des Fahrzeugs in intensiven Testreihen. Dabei wurde unter anderem mit dem sogenannten “Hydrogen Record Run” gezeigt, dass ein vollbeladener 40-Tonner im realen Betrieb über 1000 Kilometer bewältigen kann. Die Testergebnisse bestätigen: Die Brennstoffzelle erreicht Reichweiten, die mit herkömmlichen Dieselantrieben vergleichbar sind, jedoch ohne CO₂-Ausstoß. Das aktuelle Entwicklungsprogramm umfasst mehrere Generationen. Nach erfolgreichen Pilotphasen sollen ab Ende 2026 rund 100 GenH2 Trucks in Kundenflotten integriert werden. Diese Erprobung unter realen Bedingungen liefert wertvolle Daten für die geplante Serienproduktion, die Anfang der 2030er-Jahre anlaufen soll.

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Flüssiger Wasserstoff – Energieträger für große Distanzen

Im Gegensatz zu gasförmigem Wasserstoff setzt Mercedes-Benz beim GenH2 auf flüssigen Wasserstoff. Der entscheidende Vorteil liegt in der höheren Energiedichte: LH₂ benötigt deutlich weniger Volumen und ermöglicht damit größere Reichweiten, ohne Nutzlast zu opfern. Außerdem bleibt das Tanken für Fahrer vertraut – ein Vorgang von wenigen Minuten, vergleichbar mit Diesel. Diese Technologie macht den Lkw zu einer echten Alternative für den internationalen Fernverkehr. Der flüssige Wasserstoff wird in speziellen Kryotanks bei minus 253 Grad Celsius gelagert und liefert die nötige Energie, um schwere Lasten über weite Strecken zu bewegen. Für Speditionen bedeutet das eine planbare Reichweite bei gleichzeitig klimaneutralem Betrieb – ein entscheidender Schritt zur Transformation der Logistik.

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LH2 LKW Mercedes Benz

Infrastruktur und Energieversorgung als Schlüssel zum Erfolg

Die Entwicklung des Fahrzeugs ist nur ein Teil der Herausforderung – ebenso wichtig ist der Aufbau der notwendigen Infrastruktur. Für den Schwerlastverkehr reichen vergleichsweise wenige, aber strategisch platzierte Wasserstofftankstellen entlang der Hauptverkehrsachsen. Branchenexperten gehen von rund 2000 Stationen in Europa aus, etwa die Hälfte davon für flüssigen Wasserstoff. Parallel entstehen internationale Lieferketten, die grünen Wasserstoff aus sonnen- und windreichen Regionen nach Europa bringen. Mercedes-Benz arbeitet dazu mit Partnern wie Masdar in den Vereinigten Arabischen Emiraten zusammen, die Anlagen zur nachhaltigen Produktion von LH₂ errichten. Für Transport und Lagerung ist der japanische Industriekonzern Kawasaki beteiligt, der über Erfahrung im kryogenen Schiffstransport verfügt. Das Ziel: ein global vernetztes System, das grünen Wasserstoff dort verfügbar macht, wo er gebraucht wird – an den Tankstellen entlang der europäischen Logistikachsen.

Mercedes Benz GenH2 Truck mit Wasserstoff Betrieb

Wirtschaftlichkeit, Skalierung und politische Rahmenbedingungen

Im Nutzfahrzeuggeschäft entscheidet die Wirtschaftlichkeit. Für Speditionen zählt der sogenannte Total Cost of Ownership – also die Gesamtkosten über die Lebensdauer eines Fahrzeugs, inklusive Anschaffung, Wartung und Energiekosten. Aktuell liegen die Kosten für Brennstoffzellenfahrzeuge und Wasserstoff noch über dem Diesel, doch mit wachsender Produktionsmenge sinken sie deutlich. Förderprogramme, Steuererleichterungen und Mautbefreiungen sollen den Markthochlauf bis 2030 beschleunigen. Zusätzlich punkten Brennstoffzellenfahrzeuge mit geringerer Geräuschentwicklung, sauberer Abgasbilanz und reduziertem Wartungsaufwand – ein Plus für Umwelt, Städte und Fuhrparkbetreiber.

Perspektive – der GenH2 Truck als Brücke in die Zukunft

Der Mercedes-Benz GenH2 Truck zeigt, wie klimaneutraler Fernverkehr technisch und wirtschaftlich machbar wird. Mit der Kombination aus Cellcentric-Brennstoffzelle, flüssigem Wasserstoff und industrieller Fertigung entsteht eine Plattform, die Diesel-Lkw langfristig ersetzen kann. Voraussetzung bleibt ein abgestimmtes Zusammenspiel zwischen Fahrzeugherstellern, Energieversorgern, Politik und Spediteuren.