Manche Innovationen entstehen nicht aus einem Mangel heraus, sondern aus Neugier. So auch bei Pelora – einer Ausgründung der Universität Erlangen. Das junge Unternehmen hat ein System zur präzisen Ortung in Innenräumen entwickelt, das auf Bluetooth basiert und sich vielseitig einsetzen lässt. Der Clou: Die Technologie war zuerst da. Die Probleme, die sich damit lösen lassen, kamen erst im zweiten Schritt.
Ob auf Messen, im Supermarkt oder in der Logistikhalle – überall dort, wo klassische GPS-Signale an ihre Grenzen stoßen, verspricht Pelora eine präzise Alternative. Die Idee: Eine Bluetooth-basierte Ortung, die ohne zusätzliche Endgeräte funktioniert. Besucher könnten sich künftig per Smartphone zu ihrem Zielstand navigieren lassen. Wer im Supermarkt verzweifelt nach der Hefe sucht, könnte den direkten Weg angezeigt bekommen. Und in der Produktion hilft das System, Assets zu verfolgen und Übersicht zu behalten.
Die Technik dahinter nutzt handelsübliche Bluetooth-Chips, wie sie in fast jedem Smartphone verbaut sind. Diese senden Signale aus, die von eigens entwickelten Empfängern empfangen und ausgewertet werden. So lässt sich die Position des Geräts im Raum exakt bestimmen – präziser als bei bisherigen Bluetooth-Ortungssystemen.
Zwei Eigenschaften stechen bei der Pelora-Lösung hervor: Die Ortung ist besonders genau – ein Ergebnis universitärer Grundlagenforschung. Und sie funktioniert mit bestehender Hardware – ein entscheidender Vorteil für den praktischen Einsatz. Die Kombination aus wissenschaftlicher Tiefe und Alltagstauglichkeit macht die Technologie für viele Branchen interessant.
Zur Demonstration dient ein einfacher Tischaufbau: Zwei Modellautos mit Bluetooth-Modul bewegen sich über die Oberfläche, während ein Bildschirm ihre Position in Echtzeit anzeigt. Die Ortung funktioniert sowohl mit speziellen Sendern als auch mit einem normalen Smartphone.
Ein denkbares Szenario: Beim Einräumen der Regale erfasst ein Mitarbeiter die Position eines Produkts mit einem Handscanner. Diese Information wird im System gespeichert. Wenn später ein Kunde nach genau diesem Artikel sucht, kann ihn das System gezielt dorthin führen – ganz ohne Suchen. Das ist praktisch, spart Zeit und eröffnet neue Möglichkeiten für Produktempfehlungen direkt am Regal.
Auch die Logistik profitiert vom System. Bluetooth Low Energy wurde für besonders sparsamen Stromverbrauch entwickelt. Das bedeutet: Sender, die mehrere Monate oder sogar Jahre durchgehend laufen – ohne Batteriewechsel. Gerade bei langen Transportwegen, etwa von Asien nach Europa, ist das ein echter Vorteil. Pelora bietet damit eine Ortungslösung, die vom Startpunkt der Lieferkette bis zur finalen Zustellung funktioniert.
Pelora verfügt derzeit über 19 Empfänger-Prototypen. Damit werden Pilotprojekte durchgeführt, unter anderem auf der Hannover Messe. Dort interessierte sich die Deutsche Messe AG für zwei Dinge: Besucher sollten sich besser orientieren können, gleichzeitig ließen sich Bewegungsmuster analysieren. Welche Stände ziehen Aufmerksamkeit auf sich? Wo verweilen die Besucher? Auch das lässt sich mit dem System auslesen – in Echtzeit und mit hoher Genauigkeit.
Der Übergang vom Prototyp zum Produkt ist in Arbeit. Innerhalb eines Jahres möchte das Team eine marktreife Version vorstellen. Gespräche mit Partnern aus Einzelhandel, Logistik und Veranstaltungswirtschaft laufen bereits. Die Nachfrage wächst, der Bedarf ist da. Pelora zeigt, dass technische Lösungen nicht immer aus einem konkreten Problem heraus entstehen müssen. Manchmal reicht ein gutes Werkzeug – und die Anwendungsfälle kommen von allein.