Der Hanser Verlag zählt zu den renommiertesten Verlagshäusern Deutschlands. Als unabhängiges Familienunternehmen mit fast hundertjähriger Geschichte vereint er literarisches Erbe und zeitgenössische Stimme. Auf der Buchmesse zeigt Hanser eindrucksvoll, wie sich Tradition, kulturelle Verantwortung und Neugier auf neue Autoren miteinander verbinden.
Gegründet in München, steht der Hanser Verlag seit Jahrzehnten für anspruchsvolle Literatur und intellektuelle Vielfalt. Anders als viele Großverlage gehört Hanser bis heute keiner Konzernstruktur an – ein Umstand, der die verlegerische Freiheit prägt. Zum Verlag gehören heute Hanser München, Hanser Berlin, hanserblau, der Hanser Kinderbuchverlag sowie der traditionsreiche Zsolnay Verlag. Diese Struktur erlaubt es, eine große Bandbreite an Stimmen und Genres zu vereinen – von Belletristik und Essayistik bis zu Kinder- und Jugendbüchern. In zwei Jahren feiert Hanser sein hundertjähriges Bestehen – ein seltener Meilenstein in einer Branche, die von Wandel geprägt ist.
Besonderes Interesse gilt auf der Messe dem Roman Abschied von Sebastian Haffner. Das Werk entstand 1932, als der Autor gerade 23 Jahre alt war – eine Zeit zwischen zwei Kriegen, geprägt von Unsicherheit und gesellschaftlichem Umbruch. Die Geschichte eines jungen deutschen Juristen, der seine Geliebte – eine deutsche Jüdin – in Paris besucht, ist ein stilles, zugleich politisches Dokument einer Generation, die spürt, dass sich die Welt verändert. Haffners Ton ist leicht, fast heiter, doch im Hintergrund klingt die drohende Katastrophe bereits an. Der Text wirkt heute wie ein Spiegel der Gegenwart: ein Porträt der Orientierungslosigkeit in Zeiten des Umbruchs.
Mit „No Way Home“ stellt Hanser den neuen Roman von T.C. Boyle vor. Im Zentrum steht eine Dreieckskonstellation: zwei Männer, eine Frau. Ein Arzt und ein Lehrer, der insgeheim Schriftsteller werden möchte, prallen mit wachsender Härte aufeinander; Bethany steht zwischen Begehren, Projektionen und Eskalation. Boyle seziert die Dynamik von Eitelkeit und Verletzlichkeit, treibt seine Figuren an die Kante des Zumutbaren und hält den Ton zwischen bitterkomisch und gnadenlos präzise. Im November geht Boyle auf große Lesereise durch den deutschsprachigen Raum; Ben Becker leiht ihm als deutsche Stimme die markante Präsenz. Stationen u. a.: Hamburg, Berlin, München, Düsseldorf, Stuttgart sowie Wien.
Ob Haffners frühe Liebesgeschichte oder T.C. Boyles neuer Roman No Way Home – der Hanser Verlag zeigt, dass anspruchsvolle Literatur mehr ist als Unterhaltung. Sie hinterfragt gesellschaftliche Entwicklungen und beleuchtet menschliche Abgründe mit literarischer Präzision. Während Haffners Abschied den Blick auf ein Europa im Umbruch der Dreißigerjahre lenkt, seziert Boyle in No Way Home die Verletzlichkeit moderner Beziehungen und das Scheitern an den eigenen Idealen.