R-Cycle ist eine Industrieinitiative, die digitale Produktpässe für Verpackungen entwickelt. Grundlage bildet ein mit GS1 abgestimmter Datenstandard, der es ermöglicht, Verpackungsinformationen sicher, einheitlich und über Unternehmensgrenzen hinweg zu übertragen.
Diese standardisierte Datenerfassung wird künftig unverzichtbar, da Hersteller nach den neuen EU-Vorgaben zur Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) detaillierte Angaben zu Materialzusammensetzung, Recyclingfähigkeit und Rezyklatgehalt liefern müssen. R-Cycle bietet dafür eine zentrale Plattform, auf der diese Informationen gesammelt, strukturiert und weitergegeben werden können. Ob Flasche, Folie oder Becher – alle Bestandteile einer Verpackung lassen sich im System erfassen, zusammenführen und transparent darstellen.
Verpackungen bestehen aus mehreren Komponenten: einer Flasche, einem Etikett, einem Deckel – oft von verschiedenen Lieferanten gefertigt. R-Cycle ermöglicht es, all diese Einzelinformationen zu einem Gesamt-Datensatz zusammenzuführen. Das Tool aggregiert die Daten automatisiert und erstellt daraus einen vollständigen digitalen Produktpass. Hersteller und Inverkehrbringer können so jederzeit nachvollziehen, welche Materialien verarbeitet wurden – ob es sich um Polypropylen oder PET handelt, welcher Anteil an EVOH oder Farbstoffen enthalten ist und wie hoch der Rezyklatgehalt aus Post-Consumer-Material ausfällt. Diese Transparenz ist die Basis für die Bewertung der Recyclingfähigkeit und für die gesetzlich geforderten Nachweise gegenüber Behörden und Geschäftspartnern.
Ein zentrales Merkmal von R-Cycle ist die lückenlose Rückverfolgbarkeit. Der digitale Datenfluss erlaubt es, den Einsatz von Rezyklaten präzise zu dokumentieren – vom Ursprung des Materials bis zum fertigen Produkt. Damit lässt sich belegen, dass tatsächlich Post-Consumer-Rezyklat in der Verpackung enthalten ist und in welcher Menge. Im sogenannten Verpackungsbaum wird der Weg des Materials abgebildet: Aus einem Rezyklat entsteht beispielsweise eine Flasche, deren Datensatz mit den Informationen zu Etikett und Deckel kombiniert wird. Der Inverkehrbringer kann anschließend einen vollständigen Bericht zur Gesamtverpackung erzeugen – ein wichtiger Nachweis im Rahmen der EU-Regularien.
Das Datenkonzept von R-Cycle ist modular aufgebaut. Es erlaubt die Erfassung von Verpackungsinformationen auf Produktebene, chargenbasiert oder auch seriell – etwa bei Mehrwegverpackungen. Jede Verpackungseinheit kann dabei mit einer eindeutigen GS1-ID versehen werden. So wird auch die Wiederverwendung digital abbildbar: Bei einem Kanister oder Tray lässt sich dokumentieren, wie oft er bereits im Umlauf war, für welche Produkte er verwendet wurde und ob er weiterhin einsatzfähig ist. R-Cycle ermöglicht damit nicht nur Recycling-, sondern auch Reuse-Management auf industriellem Niveau.
Die EU fordert ab den kommenden Jahren klare Nachweise über Materialzusammensetzung, Rezyklatgehalt und Recyclingfähigkeit von Verpackungen. Während große Hersteller oft eigene Datenbanken betreiben, bietet R-Cycle auch kleinen und mittelständischen Betrieben Zugang zu einer standardisierten Lösung. Das Tool schließt damit eine entscheidende Lücke im Markt: Lieferanten, Etikettenhersteller oder Deckelproduzenten können ihre Daten direkt im System hinterlegen. Der finale Verpackungshersteller fasst diese Informationen zusammen und erstellt mit wenigen Klicks einen Bericht, der alle gesetzlichen Anforderungen erfüllt. Damit wird R-Cycle zu einem praxisnahen Instrument, das digitale Transparenz in die Lieferkette bringt – und gleichzeitig die Grundlage für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft schafft.
R-Cycle leistet einen entscheidenden Beitrag zur Transformation der Verpackungsindustrie. Durch den digitalen Austausch von Materialdaten wird nicht nur die Einhaltung von Vorschriften erleichtert, sondern auch Innovation ermöglicht: Automatisierte Sortierung, Materialoptimierung und ökologisches Design profitieren von den gewonnenen Informationen. Mit seinem offenen Datenstandard schafft R-Cycle die Basis für eine international kompatible Lösung, die künftig alle Akteure der Verpackungswertschöpfungskette miteinander verbindet – vom Rohstofflieferanten bis zum Recyclingbetrieb.