Auf einer Messe zählt nicht allein die Besucherzahl – entscheidend ist, was aus den Gesprächen entsteht. Leadgenerierung meint in diesem Zusammenhang die strukturierte Erfassung von Kontakten mit dem Ziel, potenzielle Kundenbeziehungen anzubahnen. In der Praxis ist das ein Zusammenspiel aus Gesprächsführung, technischer Erfassung und einer klaren Vorstellung davon, welche Art von Kontakt für das Unternehmen relevant ist.
Wer Leads nur als „Visitenkarten sammeln“ versteht, verschenkt Chancen. Moderne Leadgenerierung auf Messen bedeutet, Kontakte nicht nur zu erfassen, sondern sie direkt zu qualifizieren: Wer ist die Person? Welche Rolle hat sie im Entscheidungsprozess? Besteht ein konkreter Bedarf – oder eher ein generelles Interesse?
In den meisten Messekonzepten steht die Kontaktgewinnung ganz oben. Vertrieb und Marketing haben im Vorfeld klare Erwartungen: neue Geschäftschancen, vertiefte Kundenbeziehungen oder konkretes Follow-up-Material für die Zeit nach der Messe. Damit aus einem ersten Gespräch tatsächlich ein Kunde werden kann, braucht es jedoch eine saubere Dokumentation und Bewertung des Kontakts.
Ein funktionierender Leadprozess beginnt nicht erst am Stand – sondern in der Vorbereitung. Welche Informationen sollen erfasst werden? Wer kümmert sich um die Dokumentation? Und wie gelangen die Daten im Anschluss zurück ins Unternehmen – möglichst ohne Medienbrüche oder Zeitverlust?
Viele Unternehmen arbeiten mit Tablets oder Smartphones, auf denen Besucherdaten direkt erfasst werden können. Auch Veranstalter stellen inzwischen Apps zur Verfügung, die über QR-Codes am Besucherausweis Leads zuordnen. Entscheidend ist nicht das Tool, sondern wie konsequent es eingesetzt wird.
Es braucht eine Gesprächsdisziplin: Wer nur allgemeine Informationen erfasst, kann später wenig daraus ableiten. Fragen wie „Wie akut ist Ihr Bedarf?“, „Mit welchen Produkten arbeiten Sie derzeit?“ oder „Wann steht bei Ihnen ein Wechsel an?“ helfen dabei, Leads sinnvoll einzuschätzen – und nicht alle Kontakte gleich zu behandeln.
Ein häufig unterschätzter Punkt: Die Definition eines guten Leads. Ist ein Interessent mit Visitenkarte bereits ein relevanter Kontakt – oder braucht es mehr? Sollen auch Messebesucher ohne konkreten Bedarf erfasst werden? Und wie wird mit zufälligen Gesprächen umgegangen, bei denen kein konkreter Anknüpfungspunkt sichtbar ist?
Diese Fragen sollten Vertrieb, Marketing und Standpersonal gemeinsam klären. Auch ein klarer Prozess für den Tag selbst – etwa: Wer ist verantwortlich? Wie wird dokumentiert? – vermeidet Missverständnisse und Informationsverlust.
Viele Unternehmen erfassen zwar Leads – verlieren sie aber nach der Messe aus dem Blick. Eine systematische Nachbearbeitung ist deshalb mindestens so wichtig wie die Gesprächsführung am Stand. Idealerweise liegen die Daten bereits am ersten Arbeitstag nach der Messe vollständig vor – sortiert, kommentiert und mit einem klaren nächsten Schritt.
Was danach folgt, hängt vom Leadprofil ab: persönlicher Anruf, Produktinfo, Demo, Terminangebot. Wichtig ist: Der Kontakt muss erkennen, dass er ernst genommen wird. Standardmails oder wochenlange Funkstille schaden mehr, als sie nützen.
Messen bieten persönliche Nähe – aber Nähe allein reicht nicht. Wer auf der Messe Gespräche führt, sollte sich auch darum kümmern, was danach passiert. Leadgenerierung ist kein Selbstzweck, sondern eine Brücke zwischen persönlichem Eindruck und nachhaltiger Geschäftsbeziehung. Je klarer der Prozess, desto größer der Nutzen. Und je sorgfältiger die Nachbearbeitung, desto höher die Chance, dass aus einem Gespräch ein Auftrag wird.