KI Texte schreiben - echt praktisch oder eigentlich kriminell?

Künstliche Intelligenz (KI) hat die Erstellung von Web-Inhalten erheblich verändert. Texte, Bilder und sogar ganze Videosequenzen lassen sich in Sekundenschnelle generieren – ein Werkzeug, das Website-Betreibern und Agenturen enorme Zeitersparnis ermöglicht. Selbst Google zeigt inzwischen direkt in den Suchergebnissen KI-generierte Kurzantworten, ohne dass Nutzer eine Originalquelle aufrufen müssen. Doch dieser Fortschritt bringt tiefgreifende Probleme mit sich – für unabhängige Medien ebenso wie für die KI selbst.

KI Texte schreiben ist zum Erstellen von Web-Content heute bei vielen Seitenbetreibern üblich
Bild: Künstliche Intelligenz zum Erstellen von Texten © Who is Danny - stock.adobe.com

Effizienz und Skalierbarkeit – aber nicht ohne Preis

KI kann Inhalte schnell, kostengünstig und in großer Menge erstellen. Das ermöglicht neue Geschäftsmodelle, spart redaktionelle Ressourcen und erlaubt mehrsprachige Kommunikation mit minimalem Aufwand. Doch dieser Nutzen hat eine Kehrseite: Die Grundlage für viele dieser automatisierten Inhalte stammt aus menschlich erstelltem Journalismus – und genau der droht unter dem Gewicht der Automatisierung zu verschwinden.

Problem 1: Wegbrechende Finanzierung für originäre Inhalte

Unabhängige Medien finanzieren sich in der Regel über Werbung, Abonnements oder Sponsoring. Wenn KI-Modelle Inhalte zusammenfassen und Plattformen wie Google oder Microsoft diese direkt in ihren Suchergebnissen ausspielen, verlieren die ursprünglichen Anbieter Reichweite – und damit ihre wichtigste Einnahmequelle. Für große Medienhäuser mit starker Marke oder Paywall ist das ein Problem, aber überlebbar. Für kleine Redaktionen, Fachblogs oder freie Autorinnen und Autoren hingegen ist es existenzbedrohend. Ohne Einnahmen kann keine Qualität produziert werden. Die Folge: Die redaktionelle Substanz, auf der auch KI-Modelle basieren, trocknet aus.

Problem 2: Die KI frisst sich selbst

Ein weiterer Effekt ist langfristig noch gefährlicher – auch für die KI-Modelle selbst: Je mehr generierte Inhalte das Internet dominieren, desto häufiger greifen neue KI-Systeme bei der Texterstellung auf bereits KI-basierte Quellen zurück. Damit sinkt die Qualität. Fehler, Oberflächlichkeiten oder falsche Zusammenfassungen werden übernommen und verstärken sich mit jeder Iteration. Die Folge ist eine inhaltliche Erosion: Statt fundierter Inhalte entstehen zunehmend redundante, stilisierte, inhaltsarme Texte – auf Grundlage immer leerer Datenströme. Die KI verliert ihre Basis. Ein Kreislauf, der sich selbst verstärkt.

Auswirkung: Bedrohte Medienvielfalt

Diese Entwicklung betrifft nicht nur den Markt, sondern auch die öffentliche Meinungsbildung. Kleine, spezialisierte Redaktionen und unabhängige Informationsplattformen leisten einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Vielfalt. Verschwinden sie, entstehen gefährliche Informationsmonopole. Nur noch Inhalte, die durch große Konzerne aggregiert, gefiltert und ausgespielt werden, erreichen Sichtbarkeit. Kritische, investigative oder nicht massenkompatible Stimmen gehen verloren – ebenso wie regionale oder fachspezifische Berichterstattung.

Keine Zeit für langsame Lösungen

Die regulatorischen Reaktionen hinken dieser Entwicklung massiv hinterher. Selbst ambitionierte Gesetzesprojekte wie der EU AI Act werden frühestens 2026 vollständig greifen. Dann könnten viele unabhängige Anbieter bereits verschwunden sein. Zugleich drängen immer mehr KI-Produkte auf den Markt, die auf aktuelle Inhalte zugreifen, diese automatisch zusammenfassen und monetarisieren – ohne die Urheber zu beteiligen. Google, Microsoft, Apple, aber auch spezialisierte Anbieter wie „Deep Seek“ profitieren direkt von aktuellen Inhalten, ohne die betroffenen Medien angemessen zu vergüten.

Wer trägt Verantwortung?

Die Verantwortung liegt bei den großen Plattformen.

  • Google zeigt KI-generierte Antworten in der Suche, ohne Traffic an Quellseiten weiterzugeben.
  • Microsoft bindet KI-Funktionen in Produkte wie Bing und Copilot ein, die Inhalte in Echtzeit zusammenfassen.
  • Apple aggregiert Nachrichten in eigenen Diensten und könnte mit künftigen KI-Features ähnliche Wege gehen.
  • Spezialisierte Anbieter wie Deep Seek und vergleichbare News-Dienste leben davon, Inhalte anderer zu verarbeiten – oft ohne Gegenleistung.
Diese Unternehmen erzielen Milliardengewinne, während sie gleichzeitig die wirtschaftliche Basis derer zerstören, auf deren Inhalte sie sich stützen.

Was jetzt passieren müsste

Ein rein moralischer Appell wird nicht reichen. Es braucht konkrete, verbindliche Maßnahmen, etwa:

  • Vergütungspflicht für aktuelle Inhalte, wenn diese automatisiert zusammengefasst und ausgespielt werden
  • Kennzeichnungspflicht für KI-generierten Content, auch innerhalb von Suchmaschinen und News-Apps
  • Haftung bei Traffic-Entzug, wenn durch KI-Antworten originäre Reichweiten entfallen
  • Förderung unabhängiger Medienangebote, z. B. durch öffentliche Mittel, steuerliche Anreize oder Fonds
Solche Regelungen müssen schnell und mit Nachdruck umgesetzt werden. Jede Verzögerung bedeutet, dass weitere Plattformen verschwinden – und mit ihnen die Basis für eine freie, pluralistische Informationsgesellschaft.

Fazit

Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, die Content-Produktion effizienter und zugänglicher zu machen. Es spricht nichts dagegen, die KI zu nutzen, um eigene Inhalte aufzuarbeiten. Doch dieser Fortschritt ist nicht kostenlos – er gefährdet akut die wirtschaftliche Grundlage unabhängiger Medien. Die großen Plattformbetreiber profitieren doppelt: Sie sparen sich eigene Redaktionen und verdienen an den Inhalten anderer. Wenn es keine verpflichtenden Regeln zur Vergütung, Transparenz und Fairness gibt, wird die Medienvielfalt im Netz in kürzester Zeit ausgedünnt – und die KI steht am Ende auf einem Fundament, das sie selbst zerstört hat.



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